Entwurmung – Nein danke

Über 2.000.000 Katzen und mehr als 827.000 Hunde leben in Österreich. Dabei sind unsere Vierbeiner für die Meisten nicht nur einfach Haustiere, sondern Familienmitglieder. Dementsprechend eng leben wir mit unseren Tieren zusammen: Die Katze stampft gerne einmal über die Küchentheke und der Hund schläft mit im Bett.Bei einer so intensiven Verbindung wie Mensch und Katze/Hund sie haben, sollte eines nicht außer Acht gelassen werden: Die Entwurmung. Würmer gelten als sogenannte Zoonoseerreger und können vom Tier auf den Mensch übertragen werden. Obwohl der Mensch als Fehlwirt gilt, können Würmer zu ernsthaften und sogar lebensbedrohlichen Erkrankungen führen. Es gibt harmlosere Würmer wie beispielsweise den Spulwurm, aber auch Würmer, die zu schweren Schäden an Organen und Gehirn führen können, wie beispielsweise der (Fuchs)Bandwurm. Vor allem für Kindern kann ein Befall von Würmern schwerwiegende Folgen haben.

Immer wieder hören wir Sätze wie „Mein Hund braucht keine Entwurmung, er hatte noch nie Würmer“, „Ich entwurme nicht prophylaktisch, denn das zerstört die Darmflora.“ oder „Ich lasse hin und wieder eine Kotuntersuchung machen“. Viele Tierbesitzer unterschätzen die Gefahr, welche von Parasiten wie Würmern ausgehen. Unsere Tiere verrichten ihr Geschäft draußen, schnuppern und schnüffeln ständig am Boden und fressen auch gerne einmal eine Maus oder das ein oder andere was draußen herumliegt. Ca. 60 Tage nach der Aufnahme von Wurmeiern beginn der Vierbeiner selbst infektiöse Wurmstadien auszuscheiden. Im schlechtesten Fall schlafen unsere Vierbeiner dann z.B. gemeinsam mit uns im Bett, in welchem sich mittlerweile tausende Wurmeier befinden können.

Die Würmer können aber nicht nur Auswirkungen auf den Menschen sondern auch auf das betroffene Tier selbst haben. In den meisten Fällen äußert sich ein Wurmbefall kaum. Es können jedoch auch leichte Magen-Darm-Beschwerden bis hin zu schwerwiegenden Erkrankungen, die im weiteren Verlauf lebensbedrohlich werden können, auftreten.

Folgend haben wir die häufigsten Mythen und Thesen zum Thema Entwurmung zusammengefasst:

Kein Wurmbefall
Viele Tierbesitzer berichten, dass ihr Vierbeiner noch nie einen Wurmbefall hatte. Dabei wissen die meisten Frauchen und Herrchen nicht, dass die Eier der Würmer mit freiem Auge nicht sichtbar sind. Ein Spulwurm legt beispielsweise bis zu 200.000 Eier pro Tag, die sich in der gesamten Umgebung (im Eigenheim sowie in der Natur) verteilen. Erst bei einem massiven Wurmbefall können sichtbare (adulte) Würmer mit dem Kot ausgeschieden werden. Vor allem bei Jagdhunden, Welpen, Tieren aus dem Ausland und Vierbeinern, welche mit rohem Fleisch gefüttert werden, ist die Wahrscheinlichkeit eines Wurmbefalls sehr groß.

Untersuchung von Kotproben
Bis dato gibt es noch kein Verfahren zur Kotuntersuchung, bei dem man die Wurmfreiheit eines Hundes oder einer Katze wirklich beweisen kann. In den sozialen Medien werben seit längerem viele Unternehmen mit praktischen Wurmtests für Zuhause. Der Besitzer kann bequem von Zuhause aus eine Kotprobe sammeln und per Post verschicken und erhält wenige Tage später das Ergebnis. Die Problematik an Kotuntersuchungen ist, dass selbst ein negatives Ergebnis nicht bedeutet, dass das Tier keinen Wurmbefall hat. Wurmeier bzw. Bandwurmglieder werden nicht mit jedem Kot und auch nicht an jedem Tag ausgeschieden. Sammelt man also Kotproben über beispielsweise drei Tage, ist es möglich, dass der Hund genau in diesen drei Tagen keine Eier ausgeschieden hat. Das Ergebnis der Untersuchung ist demnach negativ, obwohl der Hund unter einem Befall leidet. Das bedeutet: Nur der positive Befund ist beweisend, niemals aber der negative. Selbst bei einem negativen Ergebnis sollte der Hund entwurmt werden, weil dieser durchaus an einem Wurmbefall leiden kann. Entscheidet man sich dennoch für regelmäßige Kotuntersuchungen, ist es wichtig, dass man diese in großen, medizinischen Laboren untersuchen lässt, welche spezielle Untersuchungsverfahren anwenden und somit deutlich zuverlässiger sind.

Natürliche Entwurmung
Die Hausmittel für natürliche Entwurmungen werden immer ausgefallener: Kokosöl, Knoblauch, Teebaumöl, sollen die Würmer vertreiben, Karotten und geschnittene Pferdehaare sollen die Würmer durch aufspießen unschädlich machen. Dies sind nur einige der Hausmittel, mit welchen wir in unserer Klinik konfrontiert werden. Aktuell gibt es keinerlei Studien die eine Wirksamkeit oben angegebener Mittel bestätigen können. Demnach sind diese Mittel als sichere Entwurmung völlig ungeeignet und ersetzen die medizinische Entwurmung nicht.

Entwurmungen schaden dem Tier bzw. der Darmflora
Bei der Entwurmung handelt es sich um eine Tablette, die an das Körpergewicht des Hundes angepasst wird. Die einmalige Tablettengabe pro Entwurmung mit Hilfe eines sogenannten Anthelminthikums hat keinerlei Einfluss auf die Darmbakterien des Tieres. In sehr seltenen Fällen treten leichte Nebenwirkungen wie einmaliger Durchfall oder Erbrechen auf.

Eine Entwurmung ist nicht prophylaktisch, macht also keinen Sinn
Es ist korrekt, dass eine Wurmkur immer nur jene Parasiten tötet, die sich aktuell im Tier befinden. Nimmt das Tier einen Tag nach der Entwurmung wieder Wurmeier auf, dauert es ca. 60 Tage, bis das Tier selbst Wurmeier ausscheidet. Eine Entwurmung macht deshalb Sinn, da das Tier von den lästigen Würmern befreit und auch der Mensch für eine Zeit lang geschützt ist.

Unser Fazit:
Wird das Thema Entwurmung vernachlässigt, gefährdet man nicht nur sich selbst, sondern auch andere Menschen und vor allem Kinder. Solange es noch keine Kotuntersuchungen gibt, die 100%ige Ergebnisse liefern, ist eine regelmäßige Entwurmung demnach unerlässlich. Die ESCCAP (European Scientific Counsel Companion Animal Parasites) empfiehlt je nach Lebensumstand des Tieres und Gesundheitsstatus des Besitzers eine Entwurmung zwischen 1x im Monat und 4x pro Jahr. Nur so kann der Patient, andere Tiere und Menschen vor Würmern geschützt werden.

Sollten Sie sich dennoch gegen eine Entwurmung entscheiden, empfehlen wir zumindest eine regelmäßige Kotuntersuchung durchzuführen, die alle drei Monate in einem etablierten Großlabor mit speziellen Untersuchungsverfahren über den Tierarzt Ihres Vertrauens gemacht werden sollte.

Sollten Sie Fragen zu diesem Thema haben, kontaktieren Sie uns gerne. Wir nehmen uns Zeit für Sie und beraten Sie ausführlich.