Soziales

Ein soziales Engagment ist unserer Klinik sehr wichtig.

Um unser Engagement, die Projekte und unsere Arbeit in Afrika transparent zu gestalten, haben wir letztes Jahr den Verein „Veterinärprojekt Rwanda“ ins Leben gerufen. Gerne möchte ich eine kurze Übersicht über das vergangene Jahr geben.

Auch Rwanda wurde durch die Ukrainekrise hart getroffen. Die Inflationsrate stieg über 30% und vor allem die Energiepreise sind regelrecht explodiert. Bei einem Durchschnittseinkommen von zwei bis drei Euro pro Tag kostete der Liter Benzin im August über 2 Euro. Das heißt, jeglicher Transport, der Weg in die Arbeit, jede Busfahrt ist für die Bevölkerung extrem teuer geworden.

Im März sind wir in unsere neue Kleintierklinik in Kigali übersiedelt. Riesige Anstrengungen waren notwendig um diesen Umzug zu realisieren. Die neue Klinik bedeutet für uns jedoch einen riesigen Qualitätsfortschritt und ermöglicht unseren afrikanischen TierärztInnen ein Arbeiten, das mit dem bei uns in Europa vergleichbar ist.
Bei meinem Besuch im August haben wir unseren Operationsraum so richtig eingeweiht und mehrere Osteosynthesen durchgeführt. Eine TPLO bei einem 75 kg schweren Bullmastiff war eines der Highlights des heurigen Sommers.

Im August fand heuer wieder unser interkulturelles Kastrationsprojekt statt, bei dem afrikanische und österreichische Studenten gemeinsam in unserer Klinik ein vierwöchiges Praktikum absolvieren. In zehn Tagen haben die Studenten über 150 Hunde kastriert und gleichzeitig noch ca. 300 Hunde geimpft und entwurmt.
In den folgenden zwei Wochen wurden sie zu unterschiedlichsten Themen unterrichtet, Großtiervisiten wurden durchgeführt. Dr. Erik Schmid, pensionierter Amtstierarzt aus Vorarlberg, unterrichtete die Studenten in Sachen Tierschutz und Tierhaltung. An dieser Stelle vielen Dank an Erik für sein Engagement.
Unser tierärztlicher Leiter in Kigali, Dr. Jean Bosco Turikumwenayo folgte unserer Einladung und besuchte uns im November für vier Wochen in Rankweil. Wir hatten wieder einen großartigen Austausch, der neben einem Osteosynthese-Seminar vor allem auch ökonomische Belange in Sachen Klinikleitung beinhaltete.
Dr. Prudence Ndishimye wird von Jänner bis März 2023 ein zehnwöchiges Internship in unserer Klinik absolvieren. Dr. Ndishimye war 2019 als Student Teil des Kastrationsprojektes und hat sich dabei als Mitarbeiter für unsere Klinik in Kigali empfohlen.

Unser Engagement in Rwanda macht uns viel Freude und lehrt uns wie die Welt weit weg von Europa tickt. Die Projekte sind jedoch kein Selbstläufer und verlangen einen großen Einsatz sowohl der Personen vor Ort als auch von uns hier in Österreich. Allen voran Dr. Otto Fischer, der die Projekte stets vorantreibt, sei hier namentlich genannt.
Viele von euch haben mich angefragt, ob und wie man uns finanziell unterstützen kann.

Aktuell arbeiten wir an der Umsetzung einer Webseite (www.vetpro.at) um einen Einblick in unsere Arbeit in Afrika zu geben.

„Veterinärprojekt Ruanda – united vets friendship group“ so nennt sich der Verein, der heuer im Frühjahr gegründet wurde. Im Vorstand sitzen der Präsident Dr. Otto Fischer aus Korneuburg, Florian Wallner, Dr. Bettina Horvarth und Dr. Thomas Schwarzmann. Die Gründung eines Vereins mit Sitz in Österreich macht unser Engagement in Ruanda einfacher und transparenter.

Die Entwicklung der Veterinärprojekte verläuft unterschiedlich. Im Großtierbereich kämpfen wir mit der fehlenden Kultur der Bauern, einen privaten Tierarzt zu engagieren. Solange die Behandlung von Großtieren von den Amtstierärzten durchgeführt wird, bleibt es schwierig hier Fuß zu fassen. Öffentliche Aufträge für unser Labor sind ebenfalls sehr spärlich und wenn, dann auf unsere Initiative und in Kooperation mit der Veterinärmedizinischen Universität in Wien. Hier wäre noch viel Luft nach oben, unsere Einrichtung in Musanze bietet eine perfekte Infrastruktur für verschiedenste wissenschaftliche Projekte, sie müsste nur genutzt werden.

Ganz anders ist die Entwicklung im Kleintierbereich. Vor allem Expats (ausländische Community) aber auch Einheimische schätzen die medizinische Qualität. Unsere Klinik in der Hauptstadt Kigali platzt aus allen Nähten. So haben wir uns entschlossen, ein neues Gebäude zu kaufen und dies als Tierklinik zu adaptieren. Die neue Klinik bedeutet einen Quantensprung für den Kleintierbereich und das medizinische Angebot wird noch mehr als bisher ein Alleinstellungsmerkmal sein. Was uns besonders freut: in unserer Klinik arbeite ausschließlich einheimische Tierärztinnen und Tierärzte.

Der Kauf einer Immobilie, das Eröffnen eines Bankkontos, die Vergabe von Bauaufträgen,… sind alles Tätigkeiten, die für Klinikbesitzer wie uns einfache Routine sind. In einem Land wie Ruanda stellt dies allerdings eine Herausforderung dar. Ohne den unermüdlichen Einsatz von Otto Fischer wäre dies nicht möglich gewesen.

Bis Mitte Februar 22 soll in das neue Gebäude gewechseln werden.

Da wir coronabedingt heuer im August kein Praktikum für österreichische und ruandesische Studenten durchführen konnten, nutzten wir die Zeit um uns ganz der Ausbildung unserer Tierärzte zu widmen. Heuer wurde Dr. Schwarzmann von Dr. Stefan Scharvogel begleitet. Der Schwerpunkt lag in der Frakturversorgung beim Kleintier. Passend zu diesem Thema haben wir gleich mehrere Knochenbrüche versorgt. Am spannendsten war ein Malinois, der von einem Pavian in den Oberschenkel gebissen wurde und ein massives Weichteiltrauma und eine Splitterfraktur des proximale Femurs hatte. Wir konnten mit einer winkelstabilen Platte die Fraktur stabilisieren, die Abheilung erfolgte komplikationslos und im November konnten wir das Implantat schon wieder entfernen. Bei unserem Besuch haben wir auch die erste TPLO in Ruanda durchgeführt. Vielen Dank an die Firma Intrauma, die uns sowohl mit Implantaten als auch mit Antriebsmaschinen unterstützt hat.

Anhand dieser Fälle lässt sich erkennen auf welches Niveau wir unsere afrikanischen Tierärzte bringen möchten. Der Markt für solche Fälle ist auch in Afrika da. Das Engagement, die Freude und der Lernwillen unserer afrikanischen Tierärzte und Tierpfleger pusht uns immer wieder aufs Neue.

So haben wir derzeit in der Kleintierklinik in Kigali drei Tierärzte, vier Tierpflegerinnen, eine Köchin, ein Hausmeister angestellt. Das Team in Musanze, in dem vor allem Großtiere behandelt und Laboruntersuchungen durchgeführt werden, ist etwa nochmals so groß. In Summe sind im gesamten NVVH Team ca. 40 Personen beschäftigt. Tierärztin Helga Kleinprecht, welche die letzten drei Jahre in Ruanda war, hat ihre Tätigkeit beendet. Sie hat großartiges geleistet und unsere Mannschaft zu einem richtigen Team zusammengeschweißt.

Der Umzug in die neue Klinik wird im kommenden Jahr das zentrale Thema sein. Ein Studentenpraktikum im August ist zumindest wieder geplant und vielleicht ist es möglich, bald wieder einen unserer afrikanischen Tierärzte/Tierärztinnen nach Rankweil einzuladen.

Um vier Uhr Früh haben wir Valens wieder zum Zürcher Flughafen gebracht. Heute Abend wird er wieder in seiner ihm vertrauten Welt – Kigali, Rwanda landen. Hinter ihm liegen zehn anstrengende, erlebnisreiche Wochen in unserer Klinik.

Ja, es ist ein Kulturschock für einen jungen afrikanischen Tierarzt, wenn er zu uns kommt. Die ersten Autobahnen, der erste Tunnel und das unter einer Stadt (St. Gallen), das erste mal im Zug, Jahreszeiten ! – die Bäume verlieren ihre Blätter, die Tage werden kürzer und der erste Schnee fällt.

Und dennoch sind wir überzeugt, dass die gewonnenen Erfahrungen und Erlebnisse diesen ersten Schock schnell aufheben. Die zehn Wochen gaben uns viel Zeit zum diskutieren, wie unsere Welt und wie seine Welt tickt, wo die Unterschiede sind, wo die Gemeinsamkeiten. Zurück in Afrika wird Valens seine westlichen Kunden mit ihren Tieren um vieles besser verstehen können.

Valens war bereits der dritte ruandische Tierarzt der den Herbst bei uns verbracht hat. Die Begegnungen die unser Team mit unseren afrikanischen Gästen macht, will keiner von uns missen. Ganz im Gegenteil, einige aus unserer Mannschaft planen selbst nach Rwanda zu reisen, um unsere neu gewonnen Freunde wieder zu sehen.

Anna, unsere Tierpflegerin aus Laterns hat mich heuer im August in Ruanda unterstützt. Gemeinsam mit vier österreichischen und vier ruandischen Studenten gingen wir in die umliegenden Dörfer und kastrierten Hunde der einheimischen Bevölkerung. Gleichzeitig wurden die Hunde gechippt, gegen Tollwut geimpft, eine Blutabnahme wurde für weitere wissenschaftliche Zwecke genutzt. Dieser Zusammenschluss österreichischer und einheimischer Studenten ist eine enorme interkulturelle Erfahrung für alle Beteiligten.

Besonders wertschätzend war die Stippvisite unserer Rektorin Dr. Petra Winter direkt vor Ort, die das Schaffen ihrer Studenten „überprüft“ hat. Sie hat an einem Mastitis Symposion mitgewirkt, das gemeinsam von der tiermedizinischen Fakultät in Ruanda, der Veterinärmedizinischen Uni Wien und unserer Klinik in Musanze organisiert wurde.

Letztes Jahr haben wir eine in Afrika hergestellte OP-Haube an mehrere Koleg:Innen gesendet und bedanken uns für die vielen lieben Rückmeldungen und Fotos. Da die meisten zu zweit operieren, wurde mehrfach gewünscht, eine weitere Haube zu versenden. So haben wir auch heuer unsere Nähwerkstatt in Ruanda damit beauftragt, weitere Hauben herzustellen.

Auch heuer im August war die Tierklinik wieder Ruanda. Im Zentrum der Reise war die erneute Durchführung des Kastrationsprojektes. Dabei werden Hunde aus der Bevölkerung gratis kastriert, gechippt und geimpft. Da die Tollwut in diesem Land immer noch häufig vorkommt, ist diese Aktion auch eine wichtige präventive Maßnahme. Vielfach ist es üblich, Rüden mit einem Zwirn im Welpenalter die Hoden abzubinden oder Hündinnen die Vagina zu verglühen um mechanisch eine Penetration zu verhindern. Unser Engagement hat daher auch im Sinne des Tierschutzes eine aufklärende Wirkung.

Das Kastrationsprojekt ist ein Schulungsprojekt, das gemeinsam mit österreichischen und ruandischen Studenten durchgeführt wird. Mit dabei sind auch stets mehrere einheimische Tierärzte. Neben den handwerklichen Skills, Tierschutz, Seuchenprophylaxe etc. treffen hier verschiedene Kulturen aufeinander, die viel voneinander lernen können. Dieser Austausch ist ein prägendes Erlebnis sowohl für die österreichischen als auch für die ruandischen Teilnehmer. Auch 2019 werden wir dieses Projekt fortführen und im August wieder nach Ruanda reisen.

Wie schon im letzten Jahr absolviert derzeit eine ruandische Tierärztin ein zehnwöchiges Internship in unserer Klinik in Rankweil. Die Erfahrungen mit afrikanischen PraktikantInnen sind für unser Team eine riesige Bereicherung. Dieses Praktikum gibt Dr. Beatrice Mukamulisa die Möglichkeit, sich weiterzubilden und ihre chirurgischen Fähigkeiten zu verbessern. Ganz nebenbei hat Dr. Beatrice in Rankweil Rad fahren gelernt, was in Ruanda für eine Frau eher ungewöhnlich ist. Ausgestattet mit einem Fahrrad ist sie wieder in ihre Heimat zurück geflogen. So entsteht in Ruanda ein selbstbewusstes und fachlich gut aufgestelltes Tierärzteteam, das in naher Zukunft selbständig eine Tierklinik leiten kann.

Zu Ostern 2014 besuchten Mag. Ines Pfalz und Mag. Thomas Schwarzmann zum ersten Mal Ruanda. Dr. Otto Fischer hatte sie eingeladen, endlich einmal die von vielen Tierärzten unterstützten Patenkinder
zu besuchen. Gemeinsam mit Doz. Dr. Norbert Kopf und seiner Frau wagten sie die Reise nach Afrika. Das dort Erlebte fesselte und ermunterte sie, es nicht nur bei einem Besuch bleiben zu lassen.
In den letzten Jahren wurden von Dr. Otto Fischer und seinem Team neben der Unterstützung der Waisenkinder mehrere Projekte ins Leben gerufen. Es entstand eine eigene Näherei sowie ein Job-creation-
project mit dem Betrieb eines eigenen Restaurants und einem Souvenirladen.

Eine komplett ausgestattete Tierklinik mit eigenem Labor und einer Groß- sowie Kleintierabteilung wurde gebaut. Ab Jänner wird in der Hauptstadt Kigali zusätzlich eine moderne Kleintierpraxis eröffnet.
Ziel ist es, Menschen vor Ort zu unterstützen und ihnen das Bewusstsein zu geben, dass ihre Arbeit geschätzt wird und sie davon auch leben können. Nur wenn Menschen eine Zukunft im eigenen
Land sehen, wird man verhindern, dass sie sich auf den Weg machen. Mag eine solche Initiative noch so klein sein und nur einigen wenigen Menschen eine Perspektive geben, so ist es dennoch ein Gegenpol
zu unserer populistischen Politik, die ihre Energie vor allem in den Bau von Grenzzäunen und in das möglichst friktionsfreie Abschieben von Flüchtlingen steckt.

Wir – die Tierklinik Schwarzmann – unterstützen die Projekte von Dr. Otto Fischer in dem wir uns bemühen, möglichst viel von unserem Knowhow an unsere afrikanischen Kollegen weiterzugeben. Zu
diesem Wissenstransfer gehört auch die Ausbildung von afrikanischen Tierärzten in unserer Klinik. So hat gerade Tierarzt Dr. Jean Bosco Turikumwenayo sein 10-wöchiges Praktikum in unserer Klinik
absolviert. Er soll ab Jänner die Praxis in Kigali leiten.

Unser Afrika-Engagement bereitet uns sehr viel Freude und gibt uns die einzigartige Möglichkeit ein Land nicht nur als Tourist zu besuchen, sondern in die Kultur einzutauchen und deren Menschen kennenzulernen. Mit den Menschen vor Ort arbeiten zu dürfen ist eine wunderbare Erfahrung und ein Geschenk zugleich.