Vorsorge bei Tieren – ist das wirklich nötig?
Die meisten Menschen gehen ab einem bestimmten Alter regelmäßig zu Vorsorgeuntersuchungen. Oft ist es jedoch so, dass dies bei Haustieren nicht ganz so ernst genommen wird.
Auch wenn es dem Vierbeiner augenscheinlich gut geht, empfehlen wir jedem Tierbesitzer, seinen tierischen Liebling mindestens einmal jährlich beim Tierarzt vorzustellen. Dabei spielt es kaum eine Rolle um welche Tierart es sich handelt. Eine Voruntersuchung beim Kaninchen ist genauso wichtig wie die bei Hund und Katze.
Die Symptome vieler schwerwiegender Erkrankungen zeigen sich bei unseren Vierbeinern leider erst im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf – oftmals sogar zu spät. Deshalb ist eine gründliche, jährliche Untersuchung – auch beim offenbar gesunden Tier – eine Möglichkeit, Krankheiten frühzeitig zu erkennen und dementsprechend rasch zu reagieren.
Die Vorsorgeuntersuchung beim Tier beginnt mit einem ersten äußerlichen Eindruck: Körperbau, Gewicht und die Beurteilung des Fells sowie der Haut. Anschließend werden die Schleimhäute überprüft, bei denen Veränderungen der Kapillarfüllungszeit sowie der Farbe Hinweise zu Erkrankungen geben. Ohren und Zähne sind ebenfalls Teil der Untersuchung. Bei fast allen älteren Tieren ist eine Zahnsanierung nötig, obwohl die Tiere Zuhause noch normal fressen und keine Auffälligkeiten zeigen. Ein Blick auf die Zähne verrät jedoch, ob das Tier eventuell bereits unter Zahnschmerzen leidet.
Der Bauch und die Lymphknoten werden ebenfalls abgetastet sowie Herz und Lunge abgehört. Vor allem ältere Tiere leiden häufig unter Herzkrankheiten, ohne auffällige Anzeichen zu zeigen, da die verminderte Belastbarkeit oft auf das Alter geschoben wird. Durch das Abhören der Herztöne können bereits erste Anzeichen für Herzerkrankungen erkannt und eventuell nötige, zusätzliche Diagnostik geplant werden. Bei älteren Tieren können auch Blut-, Harn- und Kotuntersuchungen im Zuge der Vorsorgeuntersuchung empfehlenswert sein.
Zu einer umfangreichen Vorsorgeuntersuchung gehört bei älteren Patienten vor allem auch ein Ultraschall des Bauchraumes. Warum dies so wichtig ist, zeigt das Beispiel der Hündin Emma: eine 10 Jahre alte Viszla Hündin.
Die Besitzerin stellt Emma jährlich zur Vorsorgeuntersuchung bei uns vor, bei der wir neben einer klinischen Untersuchung auch eine Blutuntersuchung und einen Abdomenultraschall durchführen. Bei der letzten Vorsorge wurde im Ultraschall ein Tumor an der Milz festgestellt. Milztumore zählen zu den häufigsten Bauchhöhlentumoren bei alten Hunden. Das Problem bei dieser Tumorart ist, dass sie meist unbemerkt bleibt und jederzeit platzen kann. So kommt es innerhalb kurzer Zeit zum innerlichen Verbluten des Hundes. Leider können wir bei dieser Art Notfall dann oft nur noch helfen, indem wir den Vierbeiner erlösen.
Wird der Tumor im Zuge der Vorsorge früh erkannt, kann die Milz entfernt werden und der Hund hat ohne Einschränkungen noch ein schönes Leben vor sich.
Fazit
Grundsätzlich empfehlen wir – auch bei einem scheinbar gesunden Tier – mindestens einmal pro Jahr einen Tierarztbesuch zur Vorsorge. Vor allem im höheren Alter wird dies umso wichtiger. Die Prognose vieler Erkrankungen ist bei einer Früherkennung deutlich besser. Das heißt, eine Vorsorgeuntersuchung kann Leben retten.
Auch bei Emma gab es ein Happy End. Die Milz konnte wenige Tage nach der Vorsorge samt Tumor erfolgreich entfernt werden. Der Tumor hatte noch nicht gestreut und Emma hat die Operation gut überstanden und ist wieder fit und munter mit Frauchen in den Bergen unterwegs.