Zecken – eine unterschätzte Gefahr

Die Zecken-Hauptsaison hat begonnen und vor allem in den sozialen Medien liest man häufig Beiträge wie z.B. „Was hilft gegen Zecken? Mein Hund hat fast täglich Zecken“. Die meisten Tierbesitzer wissen, was auf solche Fragen folgt: Die Tipps der User reichen von Präparaten aus dem Handel, über jene vom Tierarzt bis hin zu natürlichen Alternativen wie Kokosfett, diversen ätherischen Ölen, Nahrungsergänzungsmitteln und Halsbandanhängern.

Eines ist bei solchen Beiträgen immer ganz prägnant: Es fallen ständig die Worte „Gift“ und „Chemie“. Viele Tierbesitzer lehnen Präparate vom Tierarzt strikt ab, weil Ihnen durch die Medien und diverse soziale Medien vermittelt wird, dass den Tieren durch die Verwendung der Veterinärprodukte Schaden zugefügt wird und ein Zeckenmittel nicht nötig ist. Doch ist das wirklich so? Dies wollen wir im heutigen Beitrag genauer erläutern.

Zecken übertragen nicht nur beim Menschen Krankheiten, sondern auch bei unseren Vierbeinern. Beim Hund ist vor allem die Anaplasmose eine häufige durch Zecken ausgelöste Erkrankung. Übertragen werden die Krankheitserreger durch die infizierten Parasiten, welche sich länger als 36 bis 48 Stunden am Tier „festgebissen“ haben. Die erkrankten Hunde zeigen Symptome wie Fieber, Lethargie, Fressunlust bis hin zu orthopädischen- und/oder neurologischen Auffälligkeiten. Bei einer rechtzeitigen Diagnose und Behandlung ist die Erkrankung heilbar, kann aber zu bleibenden Schäden oder immer wieder auftretenden Ausbrüchen führen.

Damit es zu keiner gefährlichen Erkrankung des Hundes kommt, hilft nur eine gute Zeckenprophylaxe. Viele Tierbesitzer lehnen medizinische Präparate ab und setzen auf natürliche Mittel. Die beliebtesten Mittel hierbei sind Kokosöl/Kokosfett, Schwarzkümmelöl, Teebaumöl, Knoblauch ins Fell und ins Futter, Nahrungsergänzungsmittel in Leckerliform und diverse Anhänger aus Keramik und Bernstein. Auch wenn es sich hierbei meist um natürliche Zutaten handelt muss äußerste Vorsicht geboten werden. Viele der Öle sind für Hunde (und auch für Katzen) teilweise toxisch und können zu Nebenwirkungen wie Leberschäden führen. Zudem ist der intensive Geruch der Öle für uns Menschen zwar angenehm, für das Tier aber extrem unangenehm. Aktuell gibt es keinerlei Studien, welche die Wirkung oben genannter Präparate bestätigen. Ganz im Gegenteil gibt es sogar mehrere Studien, welche beweisen, dass diese Präparate keinerlei abwehrende Wirkung auf Zecken haben.

Damit wir unsere Vierbeiner also ausreichend vor den gefährlichen Zecken schützen können, stehen unterschiedliche veterinärmedizinische Produkte zur Verfügung: Spot-on, Tablette oder Zeckenhalsband. Grundsätzlich gilt: Das geeignete Präparat muss immer an die Lebensumstände des Tieres angepasst werden. Ein Spot-on bei einem Hund der täglich badet ist in der Regel nicht sinnvoll. Ein Halsband bei einem Hund der bei einem Kleinkind im Bett schläft ebenso nicht.

Zudem ist wichtig zu beachten, dass nicht jedes Präparat bei jedem Tier gleich wirkt. Während Hund Charly trotz dem Produkt XY angebissene Zecken hat, kann Hund Emma mit dem selben XY Produkt zeckenfrei sein. Bei Tieren ist es wie bei Menschen auch: Nicht jedes Produkt erzielt bei jedem die selbe Wirkung. Des weiteren ziehen manche Vierbeiner die lästigen Plagegeister förmlich magnetisch an, andere wiederum haben kaum Zecken, obwohl sie im selben Haushalt leben und die selben Spazierrunden gehen. Bei den meisten Veterinärprodukten, die gegen Zecken wirken, werden die Wirkstoffe Imidacloprid, Permethrin, Fluralaner, oder Fipronil verwendet. Diese Wirkstoffe werden (je nach Präparat) über die Haut oder den Darm aufgenommen und verteilen sich dann im Körper des Hundes. Saugt sich eine Zecke fest, nimmt sie diese Wirkstoffe auf und stirbt ab noch bevor sie die Krankheitserreger an den Hund übertragen kann. Bei Spot-On Präparaten gibt es auch einige, welche repellierend, also abstoßend wirken. Das heißt, dass die Zecken erst gar nicht anbeißen.

Oben genannte Inhaltsstoffe sind medizinisch getestete Wirkstoffe, welche in der Regel sehr gut verträglich sind. Wie bei jedem Medikament kann es aber auch hier in seltenen Fällen zu Nebenwirkungen kommen. Meist äußern sich diese mit vorübergehenden gastrointestinalen Effekten wie Durchfall und Erbrechen bei Tabletten oder lokalen Reaktionen wie z.B. Hautrötungen bei Spot-Ons.

Die meisten Nebenwirkungen treten allerdings nach falscher Anwendung bzw. bei Überdosierung auf. Hier gilt: Die Präparate dürfen immer nur für die dafür bestimmte Tierart verwendet werden und müssen auf das Gewicht der Tiere angepasst werden. Gerade in den Sozialen Medien werden medizinische Präparate teilweise völlig verteufelt und es wird sogar von Folgen wie dauerhaft anhaltende Epilepsie und sogar über zahlreiche Todesfälle durch das „Gift“ und die „Chemie“ berichtet. Wir raten hier zur Vorsicht. Wie auch beim Menschen durchlaufen auch veterinärmedizinische Präparate strenge Tests bis sie bewilligt werden und auf den Markt kommen.

Bei vielen hochemotionalen Beiträgen werden von schweren Folgen durch diverse Antiparasitika berichtet aber in der Regel kann ein Zusammenhang der Krankheit mit dem verabreichten Medikament nicht nachgewiesen werden. Nebenwirkungen von Medikamenten treten im Normalfall wenige Stunden nach der Einnahme des Präparates auf. Erkrankt ein Hund beispielsweise einige Tage nach der Antiparasitika-Gabe, ist ein Zusammenhang mit dem Präparat meist ausgeschlossen.

Leider hält sich in diesen Gruppen meist auch hartnäckig das Argument, dass Tierärzte ihre Patienten extra krank machen, damit im Nachhinein mehr an ihnen verdienen wird. Auch wird immer wieder berichtet, dass Veterinärmediziner diese Präparate nur des Geldes wegen massenweise verscherbeln. Diese Aussagen sind nicht nur völlig falsch sondern auch sehr verletzend für jeden Tierarzt, welcher sich täglich für die Gesundheit der Vierbeiner einsetzt.

Wir raten bei solchen persönlichen Berichten auf diversen Plattformen immer zur Vorsicht. Jeder Tierbesitzer will für seinen Liebling das Beste und auch wir wollen, dass es den Patienten gut geht. Darum ist es für uns wichtig, dass wir das geeignete Präparat für den Hund finden. Sie als Tierbesitzer und auch wir wollen das beste für Ihren Vierbeiner. Auch wir Mitarbeiter verwenden für unsere eigenen Tiere ausschließlich unsere medizinischen Präparate.

Bei allen Präparaten gilt: Die Menge macht das „Gift“. Bei medizinischen Präparaten wird die Menge der Wirkstoffe immer genau auf das Körpergewicht des Hunden angepasst. Bei natürlichen Mitteln ist eine genaue Dosierung kaum möglich, da die Zusammensetzung der Öle unterschiedlich sind. Dadurch, dass es auch keine Studien dazu gibt, sind Dosierungen meist Erfahrungswerte vom Hörensagen und keinesfalls wissenschaftlich festgelegt. Eine Überdosierung kann deshalb gesundheitsschädigend sein.

Immer wieder werden wir auch mit dem Satz konfrontiert: „Bei uns wirkt das Produkt XY aber, denn mein Hund hat dadurch viel weniger Zecken“. Auch hier ist absolute Vorsicht geboten, denn wenige Zecken sind immer noch einige Zecken zu viel! Jede einzelne Zecke kann gefährliche Krankheiten übertragen. Leider wird es von Tierbesitzern oft unterschätzt wie häufig solche Krankheiten auftreten und wie schwer die Folgen sein können. Die erkrankten Hunde durchlaufen dann eine sehr lange und intensive, medikamentelle Therapie.

Unser Fazit: Beäugen Sie Beiträge auf diversen Plattformen immer kritisch und bedenken Sie: Jede von Zecken übertragene Krankheit ist schlimmer als eine jede medizinische Prophylaxe.

Falls Sie unsicher sind, welches nun das richtige Präparat für Ihren Liebling ist, melden Sie sich gerne bei uns. Wir können mit Ihnen alle Möglichkeiten besprechen und finden gemeinsam mit Ihnen das richtige Mittel um Ihren Vierbeiner vor den gefährlichen Plagegeistern zu schützen.