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Alle Tierbesitzer sind sich einig: unsere Haustiere sollten nicht unnötig unter Schmerzen leiden. Doch gerade bei unseren Kleinsäugerpatienten (also Kaninchen oder Nager wie Meerschweinchen, Chinchillas, Ratten, Mäuse, Degus, Hamster…) ist es nicht immer einfach, Schmerzen zu erkennen, da sie als klassische Beutetiere – so lange es ihnen möglich ist – versuchen, ihre Schmerzen zu verbergen. Denn jedes Anzeichen von Schwäche würde ihren Fressfeinden signalisieren, dass sie leichte Beute sind. Dieses Verhalten ist instinktiv und ändert sich auch nicht bei zahmen Tieren.

Umso schwieriger ist die Beurteilung von Schmerzen bei diesen Tierarten.

Generell ist eine gute Beobachtung der Tiere unerlässlich, um eine Unterscheidung von einem „normalen“ Verhalten und einem Schmerzzustand treffen zu können.

Jede Abweichung vom normalen Verhalten kann Hinweis auf einen schmerzhaften Prozess sein. Unser Rat daher: Schauen Sie genau hin, nehmen Sie sich Zeitnzur Beobachtung, um die Signale der Tiere frühzeitig zu erkennen.

Uns ist es ein großes Anliegen, Sie als Kleinsäugerbesitzer in diesem Bereich zu sensibilisieren, denn nur so können wir unseren kleinen Patienten rechtzeitig helfen.

Als kleine Hilfestellung haben wir Ihnen ein paar Kriterien zusammengestellt:

Aktivität, Verhalten

  1. Ist das Tier weniger aktiv?
  2. Zieht es sich zurück (kommt es z.B. nicht mehr aus dem Häuschen) oder sondert es sich von der Gruppe ab?
  3. Ist das Tier unruhig, eher hyperaktiv bzw. wechselt es häufig die Körperposition.
  4. Zeigt es geduckte Haltung oder tippelt es unruhig mit den Füßen auf der Stelle, stellt es die Füße stark unter den Körper?
  5. Läuft das Tier steif oder hoppelt es anders als sonst?
  6. Presst das Tier den Bauch auf den Untergrund (v.a. Ratten)?
  7. Starrt es in die Ecke und nimmt ev. nicht mehr an der Aktivität der Artgenossen teil?
  8. Zeigt das Tier plötzlich Aggressionsverhalten oder wird es vermehrt von anderen attackiert?
  9. Wird das Tier verstärkt von anderen Tieren gepflegt (gerade Ratten „kümmern“ sich oft um erkrankte Partnertiere)?
  10. Werden Körperstellen benagt?

Pflegezustand

  1. Putzt sich das Tier weniger („rote Tränen“ bzw. Brillenbildung
  2. bei den Ratten), zeigt es gesträubtes Fell?
  3. Ist das Fell stumpf und struppig?

Futter- und Wasseraufnahme

  1. Fallen Veränderungen auf? Zeigt das Tier reduziertere Futteraufnahme? Tut es sich schwer mit der Futteraufnahme?
  2. Hat das Tier Gewicht verloren (genereller Rat: 1mal wöchentlich wiegen!)
  3. Fallen Veränderungen beim Kot- und Harnabsatz auf?

Wichtig zu vermerken ist, dass viele der Tiere auch mit starken Schmerzen eine normale Futteraufnahme zeigen. Das wiederum bedeutet: Frisst ein Tier, ist das gerade bei Kleinsäugern kein Indiz auf Schmerzfreiheit!

„Mimik“ der Tiere

Fallen Ihnen Veränderungen der Augen- und/oder Lidstellung auf? Zeigt das Tier halbgeschlossene Augen, aufgeblähte Backen oder angelegte Ohren? Hängt ein Ohr?

Diese Anhaltspunkte können helfen, Schmerzen bei den Kleinsäugern möglichst früh zu erkennen und rasch zu behandeln. Bei Unsicherheiten können Sie uns gerne kontaktieren, wir helfen Ihnen gerne weiter.