Was ist Diabetes?
Bei Katzen handelt es sich fast immer um einen Typ 2 Diabetes, d.h. meistens sind die erkrankten Tiere übergewichtig. Die Bauchspeicheldrüse produziert zwar noch eigenes Insulin, aber der Körper reagiert nicht ausreichend darauf. Dadurch kann der Zucker aus dem Blut nicht verwertet werden und der Zuckerwert im Blut (und im Urin) steigt sehr stark an.
Wie behandelt man Diabetes bei der Katze?
Die wichtigste Therapie ist Insulin, das mit sehr feinen Spritzen unter die Haut injiziert wird. In den meisten Fällen geschieht das 2x am Tag, im Abstand von 12h. Da beim Tier nicht mehrmals täglich der Zucker kontrolliert werde kann, sollte alles was mit der Insulingabe und der Fütterung zusammenhängt möglichst konstant gehalten werden. Das bedeutet Art und Menge des Futters, sowie der Zeitpunkt der Fütterung und der Insulingabe sollten möglichst jeden Tag gleich sein.
Das Insulin muss bei den meisten Patienten lebenslang verabreicht werden.
Da Übergewicht bei den meisten Katzen die Ursache für den Diabetes ist, kann sich der Diabetes durch Gewichtsreduktion und Futterumstellung bei Katzen wieder auflösen.
Die Futterumstellung und Gewichtsreduktion ist bei der Katze daher wesentlicher Bestandteil der Therapie!!! (siehe unten)
Die richtige Dosis
Anfangs wird Ihre Katze eine geringe Dosis Insulin erhalten, um eine Überdosierung zu vermeiden und damit sich der Körper an das Insulin gewöhnen kann. Im Laufe der folgenden Wochen wird die Dosis dann gesteigert bis die optimale Dosis erreicht ist. Eine Dosisanpassung folgt immer erst nach einer Kontrolle.
Die Kontrolle geschieht entweder über eine Tages-Zuckerkurve oder über den Langzeitzucker (Langzeitmonitoring). Eine Zuckerkurve gibt Information darüber wie lange das Insulin bei Ihrer Katze wirkt, wann der Zuckertiefpunkt erreicht ist und ob die Dosis zu hoch oder zu niedrig ist. Daher sind Zuckerkurven v.a. in der Einstellungsphase erforderlich, während der Langzeitzucker bei einem stabilen gut eingestellten Patienten zur Kontrolle verwendet werden kann.
Für die Zuckerkurve bringen Sie Ihr Tier morgens nach der Fütterung und Insulingabe in die Klinik. Hier wird alle 2-4 Stunden der Zucker gemessen und die Zuckerkurve erstellt.
Gerade bei gestressten Katzen können jedoch die Messergebnisse durch den Stress verfälscht werden. In diesem Fall ist es zu empfehlen, dass Sie als Besitzer die Messungen mittels eines für Katzen geeigneten Glukometers zu Hause selbst durchführen. Geeignet ist dafür das Alphatrak 2 Gerät oder das Wellion Gerät. Geräte für Menschen sind NICHT geeignet, da sie falsche Werte anzeigen.
Wenn Sie ein Homemonitoring Gerät besitzen, können Sie auch in Notfällen oder wenn es Ihrer Katze mal nicht so gut geht, den Blutzucker messen und entsprechend reagieren. Falls das Home-Monitoring für Sie in Frage kommt, wenden Sie sich bitte an Ihren Tierarzt.
ÄNDERN SIE NIE DIE INSULINDOSIS OHNE RÜCKSPRACHE MIT IHREM TIERARZT!
Welches Futter ist für Diabetiker am besten geeignet?
Katzen sind von Natur aus Fleischfresser und nicht an Kohlenhydrate wie Getreide angepasst. Daher sollten Sie Ihre Katze sehr eiweißreich ernähren. Im Handel sind verschiedene Futtermittel speziell für Diabetiker erhältlich. Einige Beispiele dafür sind m/d von Hill’s oder Diabetic, aber auch viele andere Firmen wie z.B. Petmedica (Fressnapf) oder Purina bieten Diabetikerfutter an. Auch die meisten Futtermittel zur Gewichtsreduktion sind für Diabetiker geeignet (von Royal Canin, r/d oder w/d von Hill‘s). Zusätzlich müssen mögliche Begleiterkrankungen beachtet werden, wie z.B. Pankreatitis oder Nierenerkrankungen.
Auf jeden Fall sollte auf Zucker, Propylenglykol und Zuckersirup im Futter verzichtet werden!
(siehe Handout Fütterungsempfehlungen für Diabetiker)
Wann sollte ich mein Tier füttern?
Am besten füttern Sie Ihr Tier während Sie das Insulin injizieren, alle 12h und in etwa 6h nach dem Insulin. (Bsp. 7 Uhr, 13 Uhr, 19 Uhr) Nachts sollte die Katze v.a. in der Einstellungphase TF zur verfügung haben, falls der Zucker abfallen sollte.
Indem Sie das Insulin erst injizieren wenn das Tier frisst, vermeiden Sie eine Überdosierung von Insulin. Sollte Ihr Tier einmal nicht fressen, injizieren Sie nur die Hälfte der normalen Insulinmenge.
Ist Ihre Katze es gewohnt, mehrmals über den Tag kleine Mengen zu fressen, kann das Futter auch so angeboten werden, aber die tägliche Menge sollte konstant gehalten werden. Verhindern Sie, dass andere Tiere vom Futter fressen (weil die Tagesration sonst schwierig zu kontrollieren ist, nicht weil es dem anderen Tier schadet).
Wie verabreiche ich das Insulin?
Ihr Tierarzt wird Ihnen zeigen, wie Sie das Insulin unter die Haut injizieren können. Das Insulin sollte immer im Kühlschrank aufbewahrt werden. Beim Aufziehen in die Insulinspritze ist darauf zu achten, dass keine Luftblasen vorhanden sind! Ansonsten stimmt die Insulinmenge nicht. Vor allem bei kleinen Insulinmengen kann das vorkommen. Wenn Sie Schwierigkeiten mit den Spritzen haben (z.B. bei sehr kleinen Mengen), können Sie auch einen Insulinpen (JuniorStar® von Sanofi) verwenden, der wie ein Füller mit einer Insulinpatrone befüllt wird und im Kühlschrank gelagert wird. Dieser muss genauso wie die Insulinspritzen zu dem Insulin passen! Besprechen Sie das also mit Ihrem Tierarzt.
Was passiert bei einer Insulin Überdosis?
Wenn dem Tier zu viel Insulin verabreicht wird, wenn es zu wenig Energie mit dem Futter aufnimmt, oder durch körperliche Anstrengung mehr Zucker gebraucht wird, kann der Zucker im Blut stark abfallen. Dieser Unterzucker kann zu einem lebensbedrohlichen Zustand werden. Normalerweise bekommt das Tier bei Unterzucker Hunger und wird fressen, wenn Futter zur Verfügung steht (außer das Tier ist aus einem anderen Grund krank). Anzeichen eines Unterzuckers sind Hunger, Schwäche, Taumeln, Müdigkeit, Unruhe, Muskelzuckungen, Blindheit, bis hin zu Krämpfen und Koma. Ein Unterzucker tritt am wahrscheinlichsten 4-6h nach der Insulingabe auf.
Sollte Ihr Tier nicht fressen und Sie vermuten einen Unterzucker, können Sie als Erstmaßnahme Honig oder Zuckerwasser (Traubenzucker in Wasser aufgelöst) ins Maul eingeben.
Welche Probleme kann ein unbehandelter Diabetes mellitus verursachen?
Wird ein Tier mit Diabetes nicht behandelt wird es immer mehr an Gewicht verlieren, da der Körper die Energie des Zuckers nicht verwerten kann. Der Körper versucht in dem Fall durch Fett- und Muskelabbau Energie zu gewinnen, was zu Muskel- und Gewichtsverlust führt. Durch diese Abbauprodukte übersäuert der Körper jedoch und das Tier gelangt in einen lebensbedrohlichen Zustand (Diabetische Ketoazidose). In diesem Stadium ist das Tier nur mehr durch eine intensive Therapie mit Infusionen, Insulininjektionen und häufigen Blutkontrollen zu retten.
Welche zusätzlichen Probleme kann der Diabetes verursachen?
Zucker ist ein idealer Nährboden für fast alle Bakterien. Durch den hohen Zuckergehalt in vielen Körpergeweben und Körperflüssigkeiten sind Diabetiker anfälliger für Infektionen vieler Art (v.a. Harnwegsinfekte, und Maulhöhlenerkrankungen).
Periphere Neuropathie.
Ketoazidose. Durch den veränderten Stoffwechsel kann es zu einer Übersäuerung des Körpers kommen, die weitreichende Folgen hat. Manchen Besitzern fällt auf, dass ihr Tier nach Nagellackentferner riecht, da das Tier Aceton Stoffe ausatmet.
Bluthochdruck ist eine mögliche Begleiterkrankung bei Diabetes mellitus. Er schädigt viele Organe wie Augen, Niere und Herz. Der Blutdruck sollte daher regelmäßig bei den Kontrollen gemessen werden.
Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis)
Gefäßschäden wie beim Menschen spielen bei Hund und Katze nur eine untergeordnete Rolle.