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Was ist Diabetes?

Bei Hunden handelt es sich fast immer um einen Typ 1 Diabetes, d.h. die Bauchspeicheldrüse produziert nicht genug Insulin. Dadurch kann der Zucker aus dem Blut nicht verwertet werden und der Zuckerwert im Blut (und im Urin) steigt sehr stark an.

Wie behandelt man Diabetes beim Hund?

Die wichtigste Therapie ist Insulin, das mit sehr feinen Spritzen unter die Haut injiziert wird. In den meisten Fällen geschieht das 2x am Tag, im Abstand von 12h. Da beim Tier nicht mehrmals täglich der Zucker kontrolliert werden kann, sollte alles was mit der Insulingabe und der Fütterung zusammenhängt möglichst konstant gehalten werden. Das bedeutet Art und Menge des Futters, sowie der Zeitpunkt von Fütterung und Insulingabe sollten möglichst jeden Tag gleich sein.
Das Insulin muss lebenslang verabreicht werden.
!Ausnahme: bei manchen Hündinnen verschwindet der Diabetes nach der Kastration! Daher sollten Hündinnen mit Diabetes immer kastriert werden.
Auch bei Langzeittherapie mit Kortison kann ein Diabetes entstehen. In manchen Fällen kann durch Absetzen des Kortisons der Diabetes „geheilt“ werden.

Zusätzlich ist eine Futterumstellung dringend anzuraten.
Durch Übergewicht spricht der Körper schlechter auf das zugeführte Insulin an. Zur besseren Kontrolle des Überzuckers ist eine Gewichtsreduktion bei übergewichtigen Hunden daher wesentlich.

Regelmäßige Bewegung (ohne Überanstrengung!) ist ebenfalls wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Diabetestherapie, da durch die Bewegung die Durchblutung verbessert wird und dadurch das Insulin besser verwertet werden kann.

Die richtige Dosis

Anfangs wird Ihr Hund eine geringe Dosis Insulin erhalten, um eine Überdosierung zu vermeiden und damit sich der Körper an das Insulin gewöhnen kann. Im Laufe der folgenden Wochen wird die Dosis dann gesteigert bis die optimale Dosis erreicht ist. Eine Dosisanpassung folgt immer erst nach einer Kontrolle.
Die Kontrolle geschieht entweder über eine Tages-Zuckerkurve oder über den Langzeitzucker (Langzeitmonitoring). Eine Zuckerkurve gibt Information darüber, wie lange das Insulin bei Ihrem Hund wirkt, wann der Zuckertiefpunkt erreicht ist und ob die Dosis zu hoch oder zu niedrig ist. Daher sind Zuckerkurven v.a. in der Einstellungsphase erforderlich, während der Langzeitzucker bei einem stabilen, gut eingestellten Patienten zur Kontrolle verwendet werden kann.

Für die Zuckerkurve bringen Sie Ihr Tier morgens nach der Fütterung und Insulingabe in die Klinik. Hier wird alle 2-4 Stunden der Zucker gemessen und die Zuckerkurve erstellt.

Bei sehr stressanfälligen Hunden können die Messergebnisse verfälscht werden. In diesem Fall ist es zu empfehlen, dass Sie als Besitzer die Messungen mittels eines für Hunde geeigneten Glukometers zu Hause selbst durchführen. Geeignet ist dafür das Alphatrak 2 Gerät oder das Wellion Gerät. Geräte für Menschen sind NICHT geeignet, da sie falsche Werte anzeigen!
Wenn Sie ein Homemonitoring Gerät besitzen, können Sie auch in Notfällen oder wenn es Ihrem Hund mal nicht so gut geht, den Blutzucker messen und entsprechend reagieren. Falls das Home-Monitoring für Sie in Frage kommt, wenden Sie sich bitte an Ihren Tierarzt.
ÄNDERN SIE NIE DIE INSULINDOSIS OHNE RÜCKSPRACHE MIT IHREM TIERARZT!

Welches Futter ist für Diabetiker am besten geeignet?

Im Handel sind verschiedene Futtermittel speziell für Diabetiker erhältlich. Einige Beispiele dafür sind Diabetic von Royal Canin oder m/d von Hill’s, aber auch viele andere Firmen wie z.B. Petmedica (Fressnapf) oder Purina bieten Diabetikerfutter an. Die meisten zielen neben einer langsamen Zuckeraufnahme durch einen hohen Anteil an Rohfaser und komplexen Kohlenhydraten, auch auf eine Gewichtsreduktion ab. Auch die meisten Futtermittel zur Gewichtsreduktion sind für Diabetiker geeignet (z.B. Obesity von Royal Canin, r/d oder w/d von Hill‘s). Das Gewicht Ihres Hundes muss also bei der Futterwahl berücksichtigt werden. Zusätzlich müssen mögliche Begleiterkrankungen beachtet werden, wie z.B. Pankreatitis oder Pankreasinsuffizienz.
Auf jeden Fall sollte auf Zucker, Propylenglykol und Zuckersirup im Futter und in den Leckerlis verzichtet werden!

Wann sollte ich mein Tier füttern?

Am besten füttern Sie Ihr Tier während Sie das Insulin injizieren, alle 12 Stunden.
Indem Sie das Insulin erst injizieren, wenn das Tier frisst, verringern Sie das Risiko eines Unterzuckers, falls das Tier nicht fressen sollte. Sollte Ihr Tier einmal nicht fressen, injizieren Sie nur die Hälfte der normalen Insulinmenge.
Ist Ihr Tier gewohnt, mehrmals über den Tag kleine Mengen zu fressen, kann das Futter auch so angeboten werden, aber die tägliche Menge sollte konstant gehalten werden. Verhindern Sie, dass andere Tiere vom Futter fressen (weil Ihr Hund sonst eine zu geringe Menge an Futter bekommt, nicht weil es dem anderen Tier schadet).

Wie verabreiche ich das Insulin?

Ihr Tierarzt wird Ihnen zeigen, wie Sie das Insulin unter die Haut injizieren können. Das Insulin sollte immer im Kühlschrank aufbewahrt werden. Beim Aufziehen in die Insulinspritze ist darauf zu achten, dass keine Luftblasen vorhanden sind, sonst stimmt die Insulinmenge nicht!

Vor allem bei kleinen Insulinmengen kann das vorkommen.
Wenn Sie Schwierigkeiten mit den Spritzen haben (z.B. bei sehr kleinen Mengen), können Sie auch einen sogenannten VetPen verwenden, der wie ein Füller mit einer Insulinpatrone befüllt wird und im Kühlschrank gelagert wird.
Dieser muss genauso wie die Insulinspritzen zu dem Insulin passen! Besprechen Sie das also mit Ihrem Tierarzt.

Was passiert bei einer Insulin Überdosis?

Wenn dem Tier zu viel Insulin verabreicht wird, wenn es zu wenig Energie mit dem Futter aufnimmt, oder durch körperliche Anstrengung mehr Zucker gebraucht wird, kann der Zucker im Blut stark abfallen. Dieser Unterzucker kann zu einem lebensbedrohlichen Zustand werden. Normalerweise bekommt das Tier bei Unterzucker Hunger und wird fressen, wenn Futter zur Verfügung steht (außer das Tier ist aus einem anderen Grund krank). Anzeichen eines Unterzuckers sind Hunger, Schwäche, Taumeln, Müdigkeit, Unruhe, Muskelzuckungen, Blindheit, bis hin zu Krämpfen und Koma. Ein Unterzucker tritt am wahrscheinlichsten 2-6h nach der Insulingabe auf

Sollte Ihr Tier nicht fressen und Sie vermuten einen Unterzucker, können Sie als Erstmaßnahme Honig oder Zuckerwasser (Traubenzucker in Wasser aufgelöst) ins Maul eingeben.

Welche Probleme kann ein unbehandelter Diabetes mellitus verursachen?

Wird ein Tier mit Diabetes nicht behandelt wird es immer mehr an Gewicht verlieren, da der Körper die Energie des Zuckers nicht verwerten kann. Der Körper versucht in dem Fall durch Fett- und Muskelabbau Energie zu gewinnen, was zu Muskel- und Gewichtsverlust führt. Durch diese Abbauprodukte übersäuert der Körper jedoch und das Tier gelangt in einen lebensbedrohlichen Zustand (Diabetische Ketoazidose). In diesem Stadium ist das Tier nur mehr durch eine intensive Therapie mit Infusionen, Insulininjektionen und häufigen Blutkontrollen zu retten.

Welche zusätzlichen Probleme kann der Diabetes verursachen?

Durch den hohen Zuckergehalt in vielen Körpergeweben und Körperflüssigkeiten sind Diabetiker anfälliger für Infektionen vieler Art (v.a. Harnwegsinfekte, und Maulhöhlenerkrankungen). Zucker ist bekanntermaßen ein idealer Nährboden für fast alle Bakterien.

Bei Hunden führt ein Diabetes, auch wenn er behandelt wird, innerhalb eines Jahres zu einer diabetischen Katarakt (grauer Star) und einer inneren Augenentzündung (Uveitis). Die Linsentrübung kann operativ korrigiert werden, um die Sehkraft Ihres Tieres zu erhalten. Dazu ist es nötig, dass das Tier möglich bald nach Auftreten der Katarakt operiert wird, bevor die Entzündung das Auge zu stark geschädigt hat (dies kann innerhalb weniger Wochen geschehen!). Besprechen Sie eine mögliche Therapie daher frühzeitig mit Ihrem Tierarzt.

Auch wenn Sie sich gegen eine Augen-Operation entscheiden, kann mit Augentropfen die Entzündung im Auge gering gehalten werden.

Ketoazidose

Durch den veränderten Stoffwechsel kann es zu einer Übersäuerung des Körpers kommen, die weitreichende Folgen hat. Manchen Besitzern fällt auf, dass ihr Tier nach Nagellackentferner riecht, da das Tier Aceton Stoffe ausatmet.

Bluthochdruck

ist eine mögliche Begleiterkrankung bei Diabetes mellitus.

Er schädigt viele Organe wie Augen, Niere und Herz. Der Blutdruck sollte daher regelmäßig bei den Kontrollen gemessen werden.

Chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) oder Bauchspeicheldrüseninsuffizienz

Gefäßschäden wie beim Menschen spielen bei Hund und Katze nur eine untergeordnete Rolle.