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Kaum ein Thema wird in den sozialen Medien so heiß diskutiert wie die Kastration von Hunden. Ein sehr komplexes Thema, bei dem man 10 Antworten erhält, wenn man 10 Personen dazu befragt. Wir wollen heute die größten Mythen zum Thema Kastration aufdecken.

1) Rüden werden kastriert, Hündinnen sterilisiert
Bei der Kastration werden die hormonproduzierenden Drüsen (also die Hoden bzw. die Eierstöcke) entfernt. Bei der Sterilisation hingegen werden nur die Samenleiter bzw. die Eileiter unterbunden. Bei letzterem werden Hündinnen auch weiterhin läufig und damit verbundene Krankheitsrisiken bleiben bestehen. Eine Sterilisation wird bei beiden Geschlechtern deshalb nie durchgeführt sondern immer eine Kastration.

2) Nach der Kastration markiert der Hund nicht mehr
Auch das ist ein Irrtum. Das viele Riechen beim Spaziergang ist zwar einerseits auf die für den Rüden interessanten Hündinnen zurückzuführen, ist in der Regel aber auch ein gewohntes Verhalten, welches mit einer Kastration nicht unterbunden wird. Hier ist vor allem ein gutes Hundetraining erforderlich.

3) Die Kastration macht den Hund ruhiger
Bei Rüden, die mit großem Stress (Fressunlust, dauerndes Fiepsen, starkes Hecheln, Unruhe,…) reagieren, kann die Kastration dafür sorgen, dass der Hund deutlich weniger Stress empfindet und somit entspannter wird. Dass Hunde allerdings allgemein ruhiger werden ist nicht korrekt.

Leinenaggression oder auch Aggression gegenüber Artgenossen werden durch eine Kastration nicht behoben. Leider gehen manche Hundebesitzer davon aus, dass eine Kastration bestimmte Verhaltensmuster wie beispielsweise Dominanz oder territoriales Verhalten verschwinden lässt. Die Kastration ersetzt jedoch niemals eine klare Erziehung!

4) Nach der Kastration werden Hunde dick und bekommen Fellveränderungen
Tatsächlich ist es so, dass Hunde nach der Kastration einen niedrigeren Energiebedarf haben. Damit die Hunde nicht zunehmen sollte bei den meisten Hunden nach der Kastration die Futtermenge etwas reduziert werden um einer Gewichtszunahme entgegen zu wirken. Viele Hunde haben jedoch auch keine Gewichtszunahme trotz Kastration und gleichbleibender Futtermenge.

Eine Fellveränderung kann bei manchen Hunden nach der Kastration tatsächlich auftreten. In der Regel betrifft dies jedoch nur einzelne Rassen, bei denen Fellveränderungen nach der Kastration bereits bekannt sind. Manche der betroffenen Rassen bekommen etwas drahtiges/stumpfes Fell, andere wiederum den bekannten „Babyflaum“.

5) Hunde werden nach der Kastration inkontinent
Ein Gerücht, welches sich auch heutzutage noch hartnäckig hält. Durch die Kastration und das Fehlen der Geschlechtshormone können in manchen Fällen die Nerven, welche für den Schließmuskel der Blase zuständig sind erschlaffen, was zu einer Inkontinenz führt. Bei manchen Rassen wie beispielsweise beim Bobtail oder dem Riesenschnauzer ist das erhöhte Inkontinenz-Risiko bekannt. Bei anderen Rassen ist das Risiko einer Inkontinenz nach der Kastration hingegen sehr gering.

6) Es gibt keine Alternative zur Kastration
Seit längerem gibt es bereits für Rüden einen Chip, welcher einfach und unkompliziert unter die Haut gesetzt wird. Dieser Chip greift in den Hormonhaushalt ein und ist somit eine gute Möglichkeit um zu testen, ob eine Kastration für den Hund von Vorteil ist. Für welche Rüden dieser Chip geeignet ist, besprechen Sie bitte mit Ihrem Tierarzt.

7) Die Kastration ist laut Tierschutzgesetz verboten
Immer wieder ist davon zu lesen, dass eine Kastration ohne medizinischen Grund gesetzeswidrig ist und sich ein Tierarzt damit strafbar macht.

Es liegt natürlich im Ermessen des Tierarztes und des Tierbesitzers gemeinsam zu entscheiden, ob eine Kastration für den Hund zielführend ist und Vorteile mit sich bringt. Ein generelles Verbot existiert jedoch nicht.

Ob eine Kastration für einen Hund empfehlenswert ist kann nicht pauschal beantwortet werden. Es gibt immer viele Faktoren, welche bei der Entscheidung beachtet werden müssen:

Mit der Kastration bei Hündinnen kann beispielsweise das Risiko von Mammatumoren drastisch gesenkt werden. Auch Gebärmuttervereiterungen (welche sehr häufig auftreten und lebensbedrohlich sein können) oder ständige Scheinschwangerschaften und damit verbundener Stress können mit einer Kastration ausgeschlossen werden. Bei Rüden die z.B. unter Unruhe, „Panikattacken“, Inappetenz über Wochen,… leiden kann eine Kastration den Stress reduzieren und senkt zudem auch das Risiko von Prostata- und Hodentumoren.

Auf der anderen Seite muss bedacht werden, dass eine Kastration bei gewissen Rassen auch zu einem erhöhten Risiko für bestimmte Krankheiten (oft Rasse spezifisch) führen kann. Zudem beeinflusst eine Kastration auch den Charakter des Hundes. Vor allem bei sehr ängstlichen oder aggressiven Hunden muss abgewägt werden, ob eine Kastration für den Hund Vorteile mit sich bringt und der Zustand weiter verschlimmert wird.

Das Alter des Hundes und der richtige Zeitpunkt sind ebenfalls Faktoren, die beachtet werden müssen. Die Kastration ist ein Eingriff in den Hormonhaushalt, welcher auch für das Ausbilden von Muskeln und Knochen verantwortlich ist. Eine zu frühe Kastration kann die Entwicklung des Hundes einschränken, eine späte Kastration führt hingegen dazu, dass das Risiko für gewisse Tumorarten nicht mehr sinkt.

Unser Fazit: Ob ein Hund kastriert werden kann/soll/muss oder nicht hängt von vielen Faktoren ab: Rasse, Alter, Gesundheitsstatus, Charakter, Lebensumstände…

Die Entscheidung für oder gegen eine Kastration muss daher immer individuell getroffen werden.

Gerne vereinbaren wir auch Beratungstermine wo wir uns ausreichend Zeit nehmen Ihnen alle Vor- und Nachteile einer Kastration zu erklären und gemeinsam mit Ihnen zu entscheiden, ob eine Kastration für Ihren Vierbeiner in Frage kommt.

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